Stefan Brandt oder August Priebe, wie er sich selbst nennt, ist 42 und Schizo-Rentner.
Seit vielen Jahren ist dies die Diagnose für seine Krankheit: paranoid-halluzinatorische (endogene) Psychose. Wie sich das äußert? Zunächst merkt man es ihm scheinbar nicht an. Aber August redet und redet und redet. Die Stunden, die ich mit ihm in seiner Wohnung verbringe, sind intensiv – ein einziger Monolog, dessen Gedankensprünge manchmal schwer zu folgen sind: Sie sind gebündelt mit einer enormen Menge an Informationen über Literatur, Musik, Künstler, deren Geschichte und Verbindungen. „Kennst, du, gell?“, ist seine Reaktion auf meinen fragenden Blick, wenn er wieder einmal in einem Nebensatz abschweift, um mir seinen eigentlichen Gedankengang zu verdeutlichen. August ist sich seiner Situation durchaus bewusst: Er durchmischt seinen riesigen Monolog mit Anekdoten und Reflexionen über die Gesellschaft. Eine Gesellschaft von der er sich zurückgestoßen fühlt und die ihm vermittelt, dass jemand der anders denkt nicht in ihre Struktur passt. Die fotochemische Verfremdung ruft über eine lange Zeitspanne hinweg eine stete Veränderung hervor. Durch die unabgeschlossene Entwicklung der Fotografien unterliegen diese einem instabilen und unkontrollierbaren Prozess der Deformation, die Augusts Lebenssituation und Verfassung widerspiegelt. Sie verdeutlichen die Problematik, sich auf einen eigentlich ganz normalen, aber doch anderen Menschen einzulassen: Es gibt zu viele Seiten, die man nicht kennt und nie kennenlernen wird, um ihn völlig zu verstehen und fassen zu können. |