DIE WELTMASCHINE
Michael Paul Romstöck Steiermark, Österreich 2016 Wahnsinn michaelpaulromstoeck.de Preisträger Bauhaus Essentials 2016 |
1958 begann der Bauer Franz Gsellmann auf seinem Hof in der Südoststeiermark in Österreich eine Maschine zu bauen. Diese Maschine erfüllt im herkömmlichen Sinne keinen Sinn und wird heutzutage zumeist als kinetische Kunst interpretiert.
Der im Jahre 1910 geborene Erbauer wuchs auf eben jenem Hof auf dem später einmal die "Weltmaschine" entstehen sollte auf. Sein Wunsch Elektriker zu werden wurde mit der Pflicht, den väterlichen Hof einmal zu übernehmen früh zerschlagen. Er genoss lediglich zwei Jahre Schulbildung und hatte keine Möglichkeiten zu Reisen und die Welt zu erkunden. Lange Zeit später, im Jahre 1958, gab es ein Schlüsselerlebnis in Gsellmanns Leben. In der Lokalzeitung erfuhr er von der Eröffnung des Atomiums anlässlich der Weltausstellung in Brüssel. Davon ekstatisch fasziniert, reiste er, es sollte die einzige weite Reise in seinem Leben bleiben, zu eben jener Skulptur. Darauf hin will er ‚im Traum‘ die Maschine, die er kurz darauf zu bauen begann, bereits einmal gesehen haben. Von diesem Zeitpunkt an arbeitete er 23 Jahre, bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1981, an der Maschine. Die Teile dafür bezog er von Flohmärkten, Schrotthändlern, etc. Schlussendlich sollte sich ein vier Meter langes, vier Meter hohes und zwei Meter tiefes Gebilde auftun, welches in grellen, kindlichen, Farben bemalt, mit vielen bunten Glühbirnen versehen und unzähligen mechanischen Teilen bestückt fast lebendig wirkt. Wird die Maschine eingeschaltet, beginnen sich nach und nach Räder in Rotation zu setzen, Lampen zu blinken sowie eine Phalanx an Vogelpfeiffen schrill und laut zu kreischen; das Monster ist erwacht. Nach einigen Minuten muss die Maschine, der Raum ist bereits erfüllt von einem ölig-verbrannten Geruch, dem Überhitzungsschutz halber, wieder abgestellt werden. Die Maschine läuft langsam aus und ruht wieder warm glimmend in Ihrem Klinkerkäfig. Zu Lebzeiten hat niemand im Umfeld des Franz Gsellmann die Maschine verstanden — ganz im Gegenteil erntete er viel Spott und Hohn, so dass er schlussendlich den eigens für die Maschine bestimmten Raum verschloss, den Schlüssel stets bei sich trug und fortan kaum jemanden mehr die Maschine sehen lies. Kurz vor seinem Tod erklärte er die Maschine für fertig, und gab deren Schicksal an seine Erben weiter. Heutzutage wird Sie als Kunst, oder zumindest als Sehenswürdigkeit, anerkannt. Zur Zeit Ihrer Entstehung begannen auch Künstler wie Jean Tinguely im städtischen, elitären Umfeld die kinetische Kunst zu begründen. |